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Jetzt geht es um den Rest von Knielingen West

(Beitrag im pdf-Format)

Die Gegenüberstellung der Luftaufnahmen von Knielingen West von 1960 und 2020 zeigen die Industrialisierung im energetischen und landwirtschaftlichen Bereich. 1960 gab es noch eine reiche Gliederung der Feldflur mit unterschiedlichsten Früchten, deutlich an der Einfärbung der kleinen Feldflächen zu bemerken. 2020 zeigt die Zusammenlegung zu großen Feldern. In 60 Jahren reduzierte sich die heimische Fruchtgewinnung auf wenige überregional verwertbare Produkte. Der Verfall der Artenvielfalt geht demnach über die gesamte unter Knielingen West geführte Landschaft hinweg.

Aber der Reihe nach. Machen Sie es sich schwer und kämpfen Sie sich durch diese drei Gutachten:

Belastungsstudie von 1995

Tragfähigkeitsstudie von 2011

Brücke-B36 Skopingtermin 2018


Einige Hinweise können dabei behilflich sein:

Zunächst allgemein zu den drei Gutachten. Sie unterscheiden ich deutlich in zwei Punkten:

1995 ermittelten die Fachleute ihre Daten u.a. aus örtlicher Inaugenscheinnahme und unterbreiteten Vorschlage, wie das Ziel einer umweltverträglichen Stadtentwicklung gewonnen werden kann. 

2011 ermittelten die Gutachter ihre Daten nur aus den in Ämtern usw. vorliegenden Unterlagen – sie gingen also nicht vor Ort - und enthielten sich der Stimme darüber, wie mit diesen Daten umgegangen wird, d.h. die Ämter und die Politik können darüber entscheiden.

2018 ermittelten die Gutachter vor Ort, konzentriert auf Knielingen West. Sie empfahlen mehrere Straßenverläufe. Z.B die altehrwürdige Trasse durch die Felder und eine am Raffineriegelände entlang angelegte Wegführung.

M.E. war die offene Benennung der Grenzen des Wachstums der wichtigste Grund für die Ablösung der Belastungsstudie von 1995 durch die Tragfähigkeitsstudie von 2011.

Nun im Detail:

Waid:

Belastungsstudie von 1995 unter „Biotope“ = Biotoptyp mit größter Bedeutung für den Arten- und Klimaschutz (Einem Naturschutzgebiet gleichgestellt)

Tragfähigkeitsstudie von 2011 unter „Biologische Vielfalt“ = hoch (zwei Werte unter Naturschutzgebiet)

Skopingtermin von 2018 unter „Tiere und Pflanzen“ = sehr hoch (überwiegend einem Naturschutzgebiet gleichgesetzt)

Die zur Debatte stehenden Trassen nehmen beide die Waid auf dem Weg zur B36 in Anspruch. Und beide verlaufen durch wertvolle Biotope. Die Nordtrasse nicht nur in der Waid sondern auch auf der weiterführenden Strecke.

 Freiraum, Erholung:

Belastungsstudie von 1995 unter „Freiräumliches Erleben“= deutlich bis hoch

Tragfähigkeitsstudie von 2011 unter „Freiraum und Erholung“= mäßig bis hoch

Skopingtermin von 2018 unter „Mensch, Erholung, Kultur und Sachgüter“= hohe Bedeutung.

Zur Bedeutung dieser Eigenschaft von Knielingen West wurde 1995 unter dem Titel „Grundzüge des freiräumlichen Leitbildes“ folgende Bewertung abgegeben: 

Die heute überwiegend landwirtschaftlich genutzten Restflächen der Knielinger Rheinniederung sind das naturräumliche Bindeglied zwischen der Neureuter Rheinniederung im Norden und dem Knielinger See und der "Burgau" im Süden. Die im Flächennutzungsplan vorgesehene Nutzung als Gewerbeflächen sollte nicht realisiert und darüber hinaus die Raffinerienutzung nordwestlich des Klärwerks soweit zurückgedrängt werden, dass ein 300-400 m breiter Korridor als Übergang zur Neureuter Rheinniederung gebildet werden kann. Während für die stadträumliche Gliederungsfunktion und für die Erholungsfunktion die Freihaltung unverzichtbar ist, wären die Biotop- und Bodenfunktion durch die geplante Inanspruchnahme zumindest stark beeinträchtig.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Lesen Sie den gesamten Artikel. Sie erhalten eine ausführliche Darlegung der Bedeutung von Frei- und Erholungsräumen. Eine Stellungnahme, die sich m.E. nicht überholt hat.

Boden:

Belastungsstudie von 1995 unter „Flurbilanz“= Vorbehaltfläche / Vorrangfläche und Vorbehaltsflur /Vorrangflur  

Tragfähigkeitsstudie von 2011 unter „Schutzgut Boden Empfindlichkeit“ = sehr hoch

Skopingpapier von 2018 unter „Boden, Bedeutung für Kulturpflanzen“ = sehr hoch

In allen Gutachten wird die Bedeutung des Bodens für die Landwirtschaft sehr hoch eingeschätzt. 1995 wird dazu noch eine ökologische Bewertung (Vorbehaltsflur/Vorrangflur) beigefügt, die ebenfalls die höchsten Werte erreicht.

Schlussfolgerung:

Die Inanspruchnahme von hochwertigen Biotopen lässt sich nicht vermeiden. Sie liegt in beiden Straßenvarianten auf vergleichbarer Höhe. Den Ansprüchen der Bewohner auf ortsnahen Erholungsraum kann nur mit der Nordtrasse entgegengekommen werden. Die Entscheidung für die Nordtrasse ist auch zwingend für den Erhalt der landwirtschaftlich genutzten Flächen.

Demnach spricht alles für die Nordtrasse.

Ausgleich:

Der Eingriff in die Landschaft muss durch Ersatz- und Ausgleichsmaßnehmen ausgeglichen werden. Mit der Umsetzung der Nordtrasse bietet sich die Aufwertung der verbleibenden landwirtschaftlich genutzten Flächen in Knielingen West nach den Regeln einer Biolandverordnung und Anreichung der Landschaft mit eingestreuten Biotopen an. Eine solcher Ersatz käme auch der Erholung zugute, wenn sie zur Eindämmung der Lärm- und Geruchsbelästigungen beiträgt. 

 

 

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Karlsruhe, den 11.2020

max.albert@mail.de

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Max Albert, NABU Gruppe Karlsruhe  | max.albert@mail.de