
Mehlschwalben
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Dieses Jahr am 27.08. bot sich mir das seit langem vermisste Bild einer herbstlichen Versammlung von Mehlschwalben. Und zwar gerade dort, wo ich es nicht erwartet habe.
Vor der Kulisse der Raffinerie-Schornsteine trafen sich die Vögel, um sich auf ihre Reise in den Süden vorzubereiten. (Meine Bildauswahl vermied den industriellen Anstrich des noch freien Rahmes zwischen Knielingen und der Ölfabrik.)
Die Mehlschwalbe gehört zu den bedrohten Arten. Sie brütet in einem unter dem First eines Hauses angeklebten Lehmnest, ihr bevorzugter Brutplatz. Früher besiedelten sie die Kuhställe des Bauern. Ihr blitzschneller Flug und das Gezwitscher gaben dem warmen Raum seinen eigenen Charakter.
Heute befürchten Haus- und Tierbesitzer, dass der Kot ihrem Besitz schadet und versperrt den Vögeln den Zugang zu den für den Nestbau geeigneten Wänden. Tatsächlich bedrohen Schwalbenansiedlungen weder unsere Gesundheit noch die Lebensmittelsicherheit. Und der Verkotung von Wänden kann durch Montage eines Brettes unter dem Nest vorgebeugt werden. Aber das moderne Hygienebild verlangt nach prophylaktischen Maßnahmen, auch wenn sie nicht gerechtfertigt sind.
Neben diesen Erschwernissen entzieht unsere wirksame Vernichtung auch nützlicher Insekten dem Vogel die Nahrungsgrundlage. Manchmal ist es auch schon so weit, dass die Mehlschwalbe keinen Lehm für den Nestbau findet.
Trotz all dieser Einschränkungen gab es noch diese Versammlung selten gewordener Tiere vor den Toren von Knielingen am Rande einer riesigen Industrieanlage. Ob sich dieser freundliche Blick in unsere Umwelt auch erhält, wenn die Straße von der neuen Brücke nordöstlich an Knielingen vorbeigeführt wird?
Anlagen:
Mehlschwalben versammeln sich 27.08.2017, NABU Karlsruhe
Schwalben dürfen bleiben, NABU
Rote Liste der Brutvögel, NABU
Schützt unsere Mehlschwalben, Bund
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max.albert@mail.de
Karlsruhe, 11. 2017